
Interview mit Christine Zieglmeier, Projektmanagerin bei Kindness for Kids

Kinder mit seltenen oder schweren Erkrankungen erleben häufig lange Klinikaufenthalte, Therapien oder Phasen der Rekonvaleszenz. Neben gesundheitlichen Herausforderungen bedeutet das oft monatelange Abwesenheit von Schule und sozialem Umfeld. Isolation, Lernlücken und der Verlust von Klassenverbundenheit können ihre Entwicklung langfristig beeinträchtigen – genau hier setzen viele Stiftungen mit ihren Förderzielen an: Chancengleichheit, Teilhabe und psychosoziale Stabilisierung.
Die Stiftung Kindness for Kids hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensqualität von Kindern mit seltenen Erkrankungen zu verbessern. Gemeinsam mit No Isolation ermöglicht sie betroffenen Schüler:innen den Zugang zum Unterricht – auch aus dem Krankenhaus oder von zuhause – durch den AV1.
Im Zentrum des Projekts steht ein Kind mit einer seltenen Erkrankung, dessen regelmäßiger Schulbesuch zeitweise unmöglich war. Über den AV1 konnte das Kind wieder aktiv am Unterricht teilnehmen, sich mündlich melden, mit der Klasse interagieren und den Kontakt zu Freund:innen halten. Die Lehrkräfte berichten, dass die schulische und emotionale Rückbindung deutlich spürbar war.
Kindness for Kids unterstützt in ihren Programmen Kinder und Familien, für die die Belastung einer seltenen Erkrankung zum Alltag gehört. Durch AV1 entsteht eine Brücke zwischen dem medizinischen Umfeld und der Schule – ein Stück Normalität, das unmittelbar entlastet.
Die Rückmeldungen der Familie bestätigen den Wert: Das Kind fühlte sich wieder „dazugehörig“, nahm aktiv am Klassenleben teil und konnte schließlich leichter in den Präsenzunterricht zurückkehren.
Die Kooperation zeigt, wie sich Fördergelder zielgerichtet einsetzen lassen, um möglichst vielen betroffenen Kindern Zugang zu Bildung und sozialer Teilhabe zu ermöglichen. Stiftungen und Fördervereine können AV1 für einzelne Kinder finanzieren, an Schulen oder Kliniken spenden, oder als regionalen Gerätepool aufbauen, auf den mehrfach im Jahr zugegriffen wird.
Der Einsatz von AV1 im Projekt mit Kindness for Kids verdeutlicht, wie technologiegestützte Lösungen den Förderzielen vieler Stiftungen entsprechen: nachhaltige Bildungszugänge schaffen, soziale Isolation reduzieren und Familien in belastenden Situationen stärken.
Die Stiftung plant, AV1 auch in Zukunft in ihre Programme einzubeziehen – ein Zeichen dafür, wie tragfähig und wirkungsvoll das Modell ist.
Frau Zieglmeier, warum unterstützen Sie als Stiftung die Finanzierung und Verteilung von Schulroboter an Schulen?
Der AV1 ermöglicht schwer erkrankten Kindern, die durch ihre Erkrankung teilweise sehr lange isoliert sind, endlich wieder soziale Teilhabe. Sie erhalten die Chance, wieder ein Teil der Klassengemeinschaft zu sein, sich mit Freunden, Klassenkameraden und Lehrern auszutauschen, an Festen und Ausflügen teilzunehmen und auch mit ihrer Erkrankung gesehen zu werden!
Wie aufwendig ist die Implementierung des Schulroboters an der Schule? Was sind konkret ihre Aufgaben als Stiftung?
Die Implementierung gestaltet sich von Fall zu Fall unterschiedlich. Neben den Eltern der Mitschüler:innen müssen vor allem die Schulleitung und die Lehrkräfte von der Sinnhaftigkeit des Einsatzes überzeugt werden. Hier spielen Sicherheitsbedenken des Öfteren eine große Rolle, welche bisher aber immer gelöst werden konnten. Zudem müssen technische Details wie WLAN, Standort etc. geklärt werden. Letztendlich muss auch bei den Mitschüler:innen Überzeugungsarbeit geleistet werden. Je nachdem wie alt die Mitschüler:innen sind bzw. um welche Schulform es sich handelt, müssen auch Ängste bei den Kindern abgebaut werden, sodass der Avatar sinnvoll in den Unterricht eingebunden werden kann. Bei jedem Avatareinsatz wird die Schule und die Klasse vorab von unserer Stiftung besucht, der Avatar demonstriert und auch ein persönliches Gespräch mit den Eltern der Mitschüler:innen geführt.
Was ist Ihrer Erfahrung nach der größte Mehrwert des Schulroboters für die Kinder und Jugendlichen, die den AV1 nutzen?
Der Avatar hilft den erkrankten Kindern, ihrem Alltag eine Struktur zu geben, einen Grund, aufzustehen und den sozialen Kontakt zur Klasse und zu den Mitschüler:innen zu halten. Damit ermöglicht der Avatar den Kindern trotz ihrer langen Abwesenheit die Verbindung zu ihrem „normalen“ bzw. „früheren“ Leben und die Teilnahme am Schulgeschehen.
Was ist das schönste Feedback, was Sie von Ihren Kindern und Jugendlichen erhalten haben, die einen Avatar haben?
„Es ist so schön, den Avatar zu haben, er öffnet mir die Tür in mein Leben!“
Welche Spitznamen haben Ihre Avatare erhalten?
Die Avatare heißen ganz unterschiedlich: drei Schulroboter heißen genauso wie die Kinder, denen sie zugeordnet sind und dann haben wir noch „Darth Vader“, „Truti“, Olaf“ (nach der Eiskönigin), „Hubertus“ und „Ivy“.
Welches Feedback erhalten Sie von den jeweiligen Erziehungsberechtigten, deren Kinder und Jugendliche den Schulroboter nutzen?
Die Eltern unserer Avatar-Kinder sind alle sehr begeistert und dankbar. Die Nutzung der AV1 Avatare hat aus Elternsicht neben den offensichtlichen Vorteilen wie Einbindung in die Klasse, Vermittlung des Schulstoffes, Vorgeben eines Tagesablaufes auch einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf ihrer Kinder.
Hier zwei schöne Zitate: „Die Teilhabe eines kranken Kindes, das bettlägerig ist, ist vom psychologischen Effekt des Schulroboters zur Teilhabe am normalen Leben unbezahlbar.“ „Meine Erwartung ist bereits übertroffen worden, in dem unser Sohn wieder an sich arbeitet und wieder Spaß entwickelt, an etwas teilzunehmen.“
Welches Feedback erhalten Sie von den jeweiligen Lehrkräften, die einen Schulroboter unterrichten?
Nach teilweise anfänglichen Bedenken empfinden die Lehrer den Einsatz als sehr hilfreich, um mit dem erkrankten Kind Kontakt zu halten und Schulstoff zu vermitteln.
Wie ändert sich der Unterricht für die Lehrkräfte?
Dies ist ganz unterschiedlich und auch von der jeweiligen Schulform abhängig. In Förderschulen mit kleineren Klassen und einer Hauptlehrkraft ist es deutlich einfacher, den AV1 Avatar in den Unterricht zu integrieren. Im Gymnasium mit ständig wechselnden Lehrern gestaltet sich der Einsatz komplizierter.
Was ist Ihrer Meinung nach wichtig für einen erfolgreichen Avatar-Einsatz?
Aus unserer Erfahrung und dem Einsatz von acht AV1 Avataren in unterschiedlichen Schulformen steht und fällt der Erfolg mit dem persönlichen Kontakt. Erst durch den engen Kontakt zur Schulleitung bzw. einem verantwortlichen Lehrer und zu den Eltern des Kindes ist ein erfolgreicher Einsatz möglich. Ohne eine aktive Unterstützung der Schulleitung ist allerdings ein Einsatz nicht realisierbar.
Wie stellen Sie sicher, dass die Avatare erfolgreich genutzt werden?
Neben dem regelmäßigen persönlichen Kontakt zu den Schulen und Eltern der betroffenen Kinder haben wir als Stiftung auch ein Befragungstool für Eltern, Lehrkräfte und Schüler:innen installiert, über das wir in bestimmten Abständen den Einsatz und die Nutzung des Avatars bei allen Beteiligten überprüfen.
Was würden Sie zu Schulleitungen oder Lehrkräften sagen, die von einem Einsatz des Schulroboters absehen?
Durch die Verweigerung der Avatar Nutzung wird einem erkrankten Kind die Möglichkeit genommen, in Kontakt mit seinem bisherigen Leben zu bleiben, sowohl schulisch, sozial als auch seelisch. Die positiven Effekte des Einsatzes sind auf unterschiedlichsten Ebenen messbar. Falls eine Finanzierung des Avatars gegeben ist, bedeutet aus meiner Sicht der abgelehnte Einsatz eine Ablehnung der Unterstützung des Heilungsprozesses für das erkrankte Kind!
Durch den Einsatz eines Avatars ermöglicht man einem schwer erkrankten Kind neben der Vermittlung des Schulstoffes vor allem soziale Teilhabe – den sozialen Kontakt zu den Mitschülerinnen und Mitschülern und zu den Lehrkräften – und damit den Kontakt zur Außenwelt und dem „alten Leben“ oder wie es ein AV1 Nutzer zusammengefasst hat: „Mein Avatar ist mein Tor zur Welt!“
Wir beraten Sie gerne, wie Sie die AV1 Technologie in Ihr kommunales Bildungsangebot integrieren können!
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