
Der Einfluss von Komp auf das Wohlbefinden von Seniorinnen und Senioren
Im Juli 2021 nutzen fast 7.000 Senior*innen in Norwegen, Großbritannien, Schweden, Dänemark und Deutschland Komp, um mit ihren Familien in Kontakt zu bleiben.
- Eurostat, 2016In der EU haben 8,9 Millionen Senior*innen (75+) einmal im Monat oder seltener Kontakt zu Familie und Verwandten.
Die Auswirkungen von Einsamkeit auf die geistige und körperliche Gesundheit
Einsamkeit ist ein subjektives, negatives Gefühl, das aus einer Diskrepanz zwischen dem gewünschten und dem erreichten Maß an sozialen Kontakten resultiert (Perlman & Peplau, 1981). Die Forschung zeigt, dass sich Einsamkeit nachteilig auf die psychische und physische Gesundheit des Einzelnen auswirken kann (Nyqvist et al., 2016; Steptoe et al., 2013; Forsman et al., 2011), was zu einem erhöhten Risiko für Depressionen (Cacioppo et al., 2006), kognitivem Abbau (Donovan et al., 2017; Kuiper et al., 2015), Herzerkrankungen, Schlaganfall (Valtorta et al., 2016) und vorzeitigem Tod (Holwerda et al., 2016; Tabue Teguo et al., 2016) führt.
Faktoren, die mit der Einsamkeit von Senior*innen zusammenhängen
Wie viele andere Menschen auch, fühlen sich Senior*innen aus verschiedenen Gründen einsam. Dazu zählen beispielsweise eine nachlassende Gesundheit (Barstad & Sandvik, 2015), der Verlust der Partnerin oder des Partners und das Alleinleben (Thorsen & Clausen, 2017). Auch die Angst, viel beschäftigten Familienmitgliedern zur Last zu fallen, ist ein Faktor, der mit Einsamkeit in Verbindung gebracht wird (Hagen, 2011; Greenhalgh et al., 2013). Studien zeigen jedoch, dass die Größe des sozialen Netzwerks von Senior*innen keinen Einfluss auf ihre Einsamkeitsgefühle hat. Die subjektive Erwartungshaltung hingegen schon, und zwar insbesondere die Erwartungen an die Qualität der Beziehungen zu Familie und engen Freundinnen und Freunden (Thorsen & Clausen, 2017; Greenhalgh et al., 2013).
Senior*innen, die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) nutzen, berichten, dass sie sich mehr mit ihren Verwandten und Freund*innen verbunden und damit weniger isoliert fühen
Eine Meta-Analyse von Studien, die sich mit den Auswirkungen der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) auf die Verringerung von Einsamkeit und sozialer Isolation befasst haben, kommt zu dem Schluss, dass die Kommunikationstechnologie sowohl die Qualität als auch die Quantität der Kontakte zwischen Senior*innen und ihren Angehörigen erhöht. Darüber hinaus stärkt die Beherrschung von IKT-Produkten wie beispielsweise Smartphones das Selbstvertrauen der Senior*innen. Sie fühlen sich "mit dem alltäglichen Geschehen verbunden", "jung" und "als Teil der modernen Generation" (Chen et al., 2016; Ages 2.0, 2015).
Die Forschung zeigt außerdem, dass der Einsatz von IKT zur Aufrechterhaltung des Kontakts mit Familie und Freund*innen zu einem Rückgang von Einsamkeit und Depressionen sowie zu einer Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens führen kann. So haben Videotelefonate nachweislich positive Auswirkungen auf depressive Symptomen und die Einsamkeit von Bewohner*innen in Pflegeheimen und lindern diese langfristig (Tsai et al., 2010; Tsai et al., 2011).
Viele Senior*innen sind nicht in der Lage, allgemeine Kommunikationstechnologie zu nutzen
Die Literatur legt nahe, dass Senior*innen Teil der digitalen Kluft sind; sprich denjenigen, die Technologie nutzen, und denen, die sie nicht nutzen (Mitzner et al., 2010). Wir von No Isolation schätzen, dass bis zu 15,6 Millionen EU-Bürger über 75 Jahre nicht online sind, entweder aufgrund von physischen Barrieren wie Sehbehinderungen oder mangelnder Vertrautheit mit der Technologie. Im Allgemeinen zeigt die aktuelle Literatur, dass Senior*innen offen für die Nutzung moderner Technologien sind, es aber große Schnittstellenbarrieren für deren Nutzung gibt (Vaportis, 2017, Geriatrisk sykepleie, 2018). Nur sehr wenige Produkte sind auf Menschen mit keinen oder nur begrenzten digitalen Kenntnissen zugeschnitten, oft bestehen Probleme mit Tasten (Vaportis, 2017), zu vielen Funktionen (Mitzner et al., 2010), Sicherheitsbedenken (Mitzner et al., 2010) oder damit, dass Touchscreen-Designs für ältere Nutzer*innen inkompatibel sind (Culén & Bratteteig, 2013). Eine Studie zeigte, dass die Hälfte der älteren Teilnehmer*innen nach vier Monaten, in denen sie den Umgang mit einem Tablet erlernt hatten, immer noch nicht in der Lage war, bestimmte Aufgaben auszuführen (Alvseike & Brønnick, 2012). Da viele ältere Menschen wenig Wissen über moderne Kommunikationsprodukte wie beispielsweise Tablets haben, hängt die Nutzung davon ab, ob das Pflegepersonal die Verantwortung und Kontrolle hierfür übernimmt (Geriatrisk sykepleie, 2018).
Beobachtungen zu den Nutzer*innen von Komp
Im Juli 2021 nutzen fast 7.000 Senioren in Norwegen, Großbritannien, Schweden, Dänemark, den Niederlanden und Deutschland einen Komp, um mit ihren Familien in Kontakt zu bleiben. Zudem ist der Komp bereits Teil von mehr als 10 Pilotprojekten gewesen. Die Erfahrungsberichte zeigen, dass die Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit von Komp dafür sorgen, dass die Nutzer*innen ihre technischen Kenntnisse nicht erweitern müssen. Die einfach Bedienung von Komp sorgt stets für Erstaunen: "Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach ist, man muss es nur ein- und ausschalten", berichte eine Nutzerin von Komp und weiter "Ich war nicht nervös, das Gerät auszuprobieren, als ich hörte, dass die Bedienung über nur einen Drehknopf erfolgt".
Ebenso wichtig ist, dass das Produkt einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Senior*innen hat. Die Komp-Nutzer*innen berichten, dass "es schön ist, Enkel und Urenkel zu sehen", dass Komp das "alltägliche Leben positiv beeinflusst", ihnen "das Gefühl gegeben hat, von meiner Familie gesehen zu werden" und "meine Gefühle der Einsamkeit gelindert hat". Wichtig zu erwähnen ist jedoch, dass der Komp etablierte Kommunikationsmittel wie das Telefon und den persönlichen Kontakt zur Familie nicht ersetzt, sondern vielmehr den Kontakt gefördert hat (Brænden et. al, 2018).
Der Komp ist derzeit Teil mehrerer universitärer Forschungsprojekte, die sich mit den verschiedenen Aspekten bzw. dem Einfluss von Produkten auf Senior*innen und deren Familien befassen.
Literaturverzeichnis
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