Wie wirkt sich soziale Isolation auf die psychische Gesundheit und Entwicklung eines Kindes aus?

Enge zwischenmenschliche Beziehungen, soziale Interaktion und ein fürsorgliches Miteinander sind grundlegende Bedürfnisse des Menschen

Soziales Verhalten

Das Sozialverhalten beschreibt die Art und Weise, wie Gedanken, Gefühle und das Verhalten einer Person andere Menschen beeinflussen und von ihnen beeinflusst werden. Der Aufbau sozialer Beziehungen ist von zentraler Bedeutung für das menschliche Wohlbefinden, und zwar nicht nur wegen der reinen Freude am Zusammensein mit Freundinnen und Freunden oder beim Erlernen sozialer Normen. Es wurde festgestellt, dass das Erleben von sozialem Verhalten und die Teilnahme an sozialer Interaktion während der kindlichen Entwicklung von entscheidender Bedeutung sind. Viele Kinder und Jugendliche sind jedoch aus verschiedenen Gründen von ihrem sozialen Umfeld oder dem Schulalltag ausgeschlossen, was jedoch entscheidend für das Wohlbefinden, die psychische Gesundheit und die soziale Entwicklung ist.


Es ist erwiesen, dass das Fehlen sozialer Beziehungen und Interaktionen die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auf verschiedene Weise beeinträchtigt. So haben frühere Forschungen ergeben, dass sozial isolierte Kinder im Erwachsenenalter tendenziell einen niedrigeren Bildungsabschluss haben, zu einer weniger begünstigten sozialen Schicht gehören und im Erwachsenenalter eher unter einer psychischen Störung leiden (Lacey, Kumari & Bartley, 2014). In folgendem Artikel geht es darum, dass langfristige soziale Isolation eng mit Einsamkeit und physiologischen Erkrankungen zusammenhängt und eine gesunde Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt.

Menschliche Stressreaktion

Wenn ein Mensch nicht in der Lage ist, ein Mindestmaß an sozialen Kontakten zu pflegen, droht ihm soziale Isolation. Soziale Beziehungen sind für die Aufrechterhaltung der Gesundheit von entscheidender Bedeutung, und ein Mangel an ihnen korreliert häufig mit Gefühlen der Einsamkeit (Doane & Adam, 2010). Einsamkeit wiederum wurde mit einem höheren Stressniveau in Verbindung gebracht.

Die Hauptfunktion der menschlichen Stressreaktion besteht darin, den Körper vor der Umwelt zu schützen. Wenn ein Mensch sozial isoliert ist, soziale Interaktion aber ein menschliches Grundbedürfnis ist, wird der Körper die Situation als Bedrohung wahrnehmen. Während der aktiven Stressreaktion schüttet das Gehirn mehrere Stresshormone aus, um den Körper vor Gefahren zu schützen. Die Ausschüttung dieser Hormone ist notwendig, damit der Mensch auf den aktuellen Stressfaktor reagieren und sich gegen den möglichen Schaden wehren kann. Der Körper kann diese Stresshormone jedoch nicht unbegrenzt lange ausschütten und den Körper vor Stresssituationen schützen. Eine aktive Stressreaktion über einen längeren Zeitraum erhöht nachweislich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erhöhtem Blutdruck, Infektionskrankheiten, kognitiven Beeinträchtigungen und Sterblichkeit. Dies sind die physiologischen Folgen einer dauerhaften Stressanfälligkeit, die in der Regel im Erwachsenenalter auftritt. Es ist erwiesen, dass ein hohes Stressniveau eine Bedrohung für die Gesundheit eines sozial isolierten Kindes ist, und zwar nicht nur in den ersten Lebensjahren, sondern auch im späteren Erwachsenenalter.

Entwicklung des Gehirns

Es wird angenommen, dass sozial isolierte Kinder und Jugendliche ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme im Erwachsenenalter haben. Darüber hinaus haben Studien zur sozialen Isolation gezeigt, dass sich ein Mangel an sozialen Beziehungen negativ auf die Entwicklung der Gehirnstruktur auswirkt. In extremen Fällen von sozialer Isolation haben Studien an jungen Mäusen und Affen gezeigt, dass das Gehirn stark durch einen Mangel an sozialem Verhalten und Beziehungen beeinträchtigt wird (Makinodan, Rosen, Ito & Corfas, 2012).

Zu einem frühen Zeitpunkt ihrer Entwicklung wurden die Mäuse und Affen mehrere Wochen lang sozial isoliert, um den Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und physiologischen und kognitiven Funktionen weiter zu untersuchen. Die Forscher fanden Defizite in den Kommunikationsketten einer Art von Zellen, die Oligodendrozyten genannt werden. Mit anderen Worten: Die Kommunikation zwischen den einzelnen Zellen im präfrontalen Kortex war gestört. Die Funktion dieser Zellen ist von sozialer Interaktion abhängig, um den präfrontalen Kortex zu entwickeln. Der präfrontale Kortex ist ein Teil des Gehirns, der mit einer Vielzahl von kognitiven Funktionen wie Planung, für komplexe Handlungspläne verantwortlich ist und die Persönlichkeit formt. Forscherinnen und Forscher nehmen an, dass Kinder, wenn die Entwicklung dieser Zellen und Bereiche des Gehirns gestört ist, möglicherweise langfristige Defizite in diesen Bereichen des Gehirns entwickeln können.

Soziale Unterstützung

Die in diesem Artikel beschriebenen Studien zeigen, wie wichtig soziale Interaktion ist und wie soziale Isolation nicht nur die physiologischen Funktionen des Körpers, sondern auch die Entwicklung der unterstützenden Zellen des Nervensystems beeinträchtigt, was wiederum die Entwicklung der kognitiven Funktionen negativ beeinflusst. Es gibt jedoch Gründe für die Annahme, dass das menschliche Bedürfnis nach sozialer Interaktion nicht nur ein Risikofaktor für Stress, sondern auch ein "lebensrettender Faktor" ist. Wie bereits erwähnt, werden bei der Aktivierung der menschlichen Stressreaktion mehrere Stresshormone ausgeschüttet. Eines der Hormone, die ausgeschüttet werden, hat die Funktion, uns zu sozialen Kontakten regelrecht zu zwingen. Das Bedürfnis nach sozialen Kontakten ist, besonders in einer schwierigen Lebenssituation, für jeden Menschen wichtig ist, sodass unser Körper uns mit allen Mitteln dazu bringen möchte, soziale Kontakte zu knüpfen.


Frühere Studien haben untersucht, wie sich ein gesundes soziales Umfeld auf Menschen auswirkt, die anfällig für Stress sind. Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche, die von ihrem sozialen Umfeld unterstützt werden, leichter mit einem hohen Stressniveau umgehen können. Die Studien haben auch gezeigt, dass soziale Zuwendung in engem Zusammenhang mit dem Gefühl der Souveränität und der Fähigkeit steht, mit stressigen Situationen umzugehen, und dass sie in engem Zusammenhang mit einer höheren Lebensqualität steht (Martin, Carlson & Buskist, 2009). Indem Kinder und Jugendliche, die von sozialer Isolation bedroht sind, unterstützt werden die Interaktion mit ihrem sozialen Umfeld erhöhen, kann potenzieller Schaden in Form von physiologischen Krankheiten, kognitiven Beeinträchtigungen und Gefühlen der Einsamkeit vermieden werden.


Literaturverzeichnis

  1. Doane, L. D & Adam, E. K. (2010). Loneliness and cortisol: Momentary, day-to-day, and trait associations. Psychoneuroendocrinology, 35, 430 – 441.
  2. Lacey, R. E., Kumari, M. & Bartley, M. (2014). Social isolation in childhood and adult inflammation: Evidence from the National Child Development Study. Psychoneuroendocrinology, 50, 85 – 94.
  3. Makinodan, M., Rosen, K. M., Ito, S. and Corfas, G. (2012). A Critical Period for Social Experience–Dependent Oligodendrocyte Maturation and Myelination. Science, 337(6100), 1357 – 1360
  4. Martin, G. N., Carlson, N. R. & Buskist, W. (2009). Psychology, 4th ed. Allyn & Bacon